Vom Schleswig-Holstein Kanal zur NordArt

Der Hamburger Horst Bandick hat seine erste Begegnung mit Schiffen der Carlshütte als er als Schüler auf einem Dampfer einer Konkurrenz-Linie nach Schweden fährt. Ein Jahr später, am 1. Mai 1953, ist er der erste Lehrling der AHLMANN – TRANSPORT KG. Mit dem Ruf nach Rendsburg beginnt 1957 der Aufbau der Befrachtungs- und Klarierungsabteilung. Mit 24 Jahren erhält er Handlungsvollmacht und mit 28 Jahren ist er als Prokurist Geschäftsleiter Schifffahrt in Rendsburg. 1983 wird er zum stellvertretenden Geschäftsführer der AHLMANN – TRANSPORT GMBH + CO KG bestellt und wird gleich- zeitig 1989 Geschäftsführer der unter seiner Initiative gegründeten AHLMANN – SCHIFFFAHRT GMBH + CO KG. Nach 47 Jahren AHLMANN ist er seit dem 1. Mai 2000 im Ruhestand. 1

Inschrift am alten Zollamtsgebäude: A E D I F I C A V I T C H R I S T B R U Y . Ao: 1784 Erbaut durch Christian Bruyn anno 1784. = = DER SCHLESWIG-HOLSTEIN-KANAL Der Vorgänger des Kaiser-Wilhelm-Kanals ist der bereits 1784 fertiggestellte Schleswig-Holstein-Kanal, der ab 1853 Eiderkanal genannt wird. Er verbindet die Nordsee durch die Eidermündung vor Tönning mit der Ostsee bei Holtenau. Im Wesentlichen verläuft der Schifffahrtsweg durch das ursprüngliche Eiderbett und mehrere Seen. Der eigentli- che Kanal ist zwischen Holtenau und Rendsburg ungefähr 43 km lang, einschließlich der Eider sind es jedoch etwa 180 km zwischen Nord- und Ostsee. Zum Ausgleich der Höhenunterschiede und der Tide der Nordsee gibt es mehrere Schleusen. Eine davon ist in Rendsburg, die Kronwerkschleuse. Die Eider, aber auch der Schleswig-Holstein-Kanal bilden die Wasserstraßen-Anbindung des Vorwerkes mit Tönning und Holtenau. Die alte Eiderschleuse mit Zollamt in Rendsburg. Der Schleswig-Holstein-Kanal ist die Zollgrenze zwischen den Herzogtümern Schleswig und Holstein. 6 7

Die neue Kronwerkschleuse mit Kanal-Packhaus und Bürohaus Zerssen & Co. in Rendsburg. SCHLEUSE KLUVENSIEK Tympanon am Giebel des Kanal- Packhauses mit Königskrone und Initialien von Christian 7. und Jahreszahl 1783. 8 Die ursprüngliche Brücke wird 1850 durch eine neue, mit einem auf der CARLSHÜTTE gegossenen Portal, ersetzt. Der erste Schleusenwärter ist ab 1784 Paul Paap. Er kommt aus der Wilstermarsch und hat als Zimmergeselle beim Bau der Schleuse Kluvensiek mitgewirkt. Außer der Gastwirtschaft und Logie für die Schiffsknechte gehört auch die Pferdehaltung zum Ziehen der Schiffe zu dieser Stelle. Soweit keine günstigen Winde wehen, werden die Schiffe getreidelt, das heißt durch Menschen und/oder Pferde gezogen. 9

DAS VORWERK – HANDEL UND WANDEL Die Stadt Rendsburg ist bis 1852 noch Festung. Das bedeutet, dass das Vorwerk der Festung an der Nordseite der Obereider nicht bebaut werden darf, um freies Schussfeld zu behalten. Nördlich des Vorwerkes liegt Büdelsdorf. Doch bereits 1804 befiehlt die königliche Kanal-Aufsichts-Kommission die Verlegung der Holzläger aus der Stadt heraus auf das Vorwerk! Es erfolgt die Weisung, auf dem Vorwerk die Plätze auf eigene Kosten zu ebnen, mit einem Bollwerk zu versehen und für die Vertiefung des Wassers zu sorgen. Entsprechende Verträge werden 1805 mit den Holzhändlern Hartwig (1748-1807) und Johann Hollers' Erben (1745-1803) sowie Horst & Röhling geschlossen. Im Vertrag von 1809 mit dem Handlungshaus Stintzing steht ausdrücklich „nur zum Schiffbau”, vermerkt. Für Johann Paap & Co. wird erst 1817 ein neuer Holzplatz auf dem Vorwerk angewiesen. Es wird vermutet, dass er aber schon vorher hier Holzhandel betrieben hat. Die alte Pferdehalterei auf dem Vorwerk. Zum Wechseln der Pferde gibt es 4 Stationen: in Holtenau, Landwehr, Kluvensiek und auf dem Vorwerk bei Rendsburg. Dieses historische Gebäude der alten Pferdehalterei ist heute Sitz der Holding der ACO Gruppe. Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts um ein Stockwerk erhöht. Ursprünglich hatte das Erdgeschoss ein großes Reetdach. 10 11

MARCUS HARTWIG HOLLER Marcus Hartwig Holler wird am 22.09.1796 in Rends- burg geboren. Als sein Vater Hartwig 1807 stirbt, hin- terlässt er seine Frau Catharina Margaretha mit sieben Kindern. 1808 kommt er gemeinsam mit einem jünge- ren Bruder ins Erziehungsinstitut des Rectors Rhode in Oldesloe. Als er 1812 nach Rendsburg zurückkehrt, entschließt er sich die Handlung seines Vaters fortzu- setzen. Dieser hatte gemeinsam mit seinem Bruder Johann ein Handelshaus für Holz, Eisen und Baustof- fe in Rendsburg aufgebaut. Beide hatten zuvor sehr erfolgreich u. a. als Zimmerer beim Schleusenbau des Schleswig-Holstein-Kanals gewirkt. In Vorbereitung auf seine berufliche Laufbahn verbringt er ein halbes Jahr in Kopenhagen, fast zwei Jahre in Gö- teborg und bereist Schweden bis zur äußersten Grenze des Bottnischen Meerbusens. 1817 übernimmt er die väterliche Handlung. Marcus Hartwig Holler hat einen genialen Weitblick und eine seltene organisatorische Begabung. Außer dem Holzgeschäft betreibt er bereits eine Kalkbrennerei und eine Ziegelei. Die Pachtflächen auf dem Rendsburger Vorwerk seit 1805. In den Folgejahren/-jahrzehnten kommt es auf dem Vorwerk zu vielerlei Veränderungen der Firmeninhaber, Nachfolgegesellschaften und Gebietstausch. Die Entwicklung der Carlshütte geht stetig voran. Für Holler ist eine weitere Ausdehnung an der Eider von Interesse. 12 13

Die CARLSHÜTTE Ende 1826 erwirbt Holler das Gelände auf dem Vorwerk. Nach sorgfältiger Vorbereitung legt seine Ehefrau Marie Holler, geb. Bruhn mit Hammer- schlag am 19. April 1827 den ersten Grundstein. Die erste Eisengießerei Schleswig-Holsteins und des Dänischen Gesamtstaates erhält zu Ehren des Gönners, des Statthalters des Königs von Däne- mark, Landgrafen Carl von Hessen, den Namen „CARLSHÜTTE”. betrieben wird. Später im Jahre 1842 baut Holler die erste Wohnsiedlung der CARLSHÜTTE und viele derartige Projekte folgen. 1839 wandelt die Firma ihren Namen in Holler & Co., Carlshütte bei Rendsburg. Teilhaber des Werkes wird der technische Leiter Hudemann, ein Schwager Hollers. In diesen Jahren entsteht die Verbindung und Freundschaft mit der Gravenstei- ner Familie Ahlmann. Die Entwicklung der CARLSHÜTTE schreitet baulich, produktionstechnisch aber auch sozialpolitisch sehr schnell voran. Bereits zwei Jahre nach der Gründung werden 95 bis 100 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Die Jahresproduktion beträgt 300 t Gusseisen-Waren. 1833 gründet Holler für die Arbeiter eine Kranken- kasse, eine Pensionskasse und eine Leihkasse. Dieses ist doppelt bedeutend in einer Zeit, in der der Staat so weitgehende Einrichtungen noch nicht getroffen hat. Er kauft eine Bäckerei und Kräme- rei, die im besonderen Interesse der Hüttenleute Vertrieb Dänemark und Skandinavien Thomas Jörgen Ahlmann Der Vater des späteren Direktors Johannes Ahlmann, Thomas Jörgen Ahlmann, eröffnet 1840 in Fredericia ein Kommissionslager der CARLSHÜTTE und übernimmt für Dänemark und Skandinavien den Vertrieb. 14 15

Am 1. Juni 1858 stirbt der Gründer der CARLSHÜTTE, Marcus Hartwig Holler, im Alter von 62 Jahren. Einziger Nachkomme und Erbe ist Hartwig Peter Holler, der sich zum freien Unternehmer nicht berufen fühlt. Er wandelt das Unternehmen 1869 mit einem Hamburger Konsortium in die Aktiengesellschaft der Hollerschen Carlshütte bei Rendsburg mit Sitz in Hamburg. Johannes Ahlmann Am 1. Januar 1883 übernimmt Johannes Ahlmann die kaufmännische Leitung der CARLSHÜTTE und bewirkt eine Reorganisation des Betriebes. Von ihm gehen viele wegwei- sende Entwicklungen und Produktionserweiterungen aus. Unter anderem wird 1886 die Produktion der Badewannen aufgenommen. 1913 tritt der technische Direktor Wilhelm Meyn, nach 30-jähriger harmonischer und erfolgreicher Zu- sammenarbeit mit dem kaufmännischen Direktor Johannes Ahlmann, in den Ruhestand. Nachfolger wird sein Sohn Rudolph Meyn. Johannes Ahlmann stirbt 1939. 16 Auf der Carlshütte und der nahen Nachbarschaft auf dem Vorwerk herrscht zu dieser Zeit ein reges schifffahrtsbezogenes Treiben. Hier befindet sich unter anderem das Holz-Handelsunternehmen Thormann & Ungnad. Aus einem Gebäude dieser Zeit hat die Familie AHLMANN die ACO Thormannhalle gestaltet. 17

FAMILIEN PAAP UND HOLLER Johann Nikolaus Simon Paap (1785-1857), der am 11. Februar 1785 geboren wird, ist der älteste Sohn von Paul Paap, dem ersten Schleusenwärter von Kluvensiek. Seine Taufpaten sind Johann Holler (1745-1803), Zimmermeister in Rendsburg, Catharina Margaretha Holler, die Frau von Hartwig Holler (1748- 1807) ebenfalls aus Rendsburg, sowie Mons. Nicolaus Friese, Schleusenwärter zu Landwehr. Die Gebrüder Holler stammen wie Paul Paap aus der Wilstermarsch und sind beim Bau des Schleswig-Holstein- Kanals als Zimmerer durch besonders gute Leistungen hervor- getreten. Johann Paap absolviert zunächst eine Lehre als Zimmerer. Zwischen den Paaps und den Hollers bestehen fast familiäre Bande und so liegt es nahe, dass Johann Paap bei seiner Patentante Catharina Margaretha Holler im Hause 244 im Schleuskuhlen-Viertel logiert, als er im Alter von 25 Jahren 1810 nach Rendsburg kommt. Im selben Jahr kauft er von der verwitweten Frau Holler das Holzlager als Start für ein außerge- wöhnlich erfolgreiches Wirken. HOLZHANDEL UND SCHIFFBAU AUF DEM VORWERK Wie in Nübbel an der Eider, wo es zwischen 1785 und 1910 acht Werftstandorte gibt, werden auch auf dem Vorwerk hölzerne Segelschiffe gebaut, bis diese von Stahl-Motor-Schiffen verdrängt werden. Den Holzhandel ergänzt Johann Paap durch Schiffbau auf seiner Werft. Auch Holler errichtet 1847 eine Schiffswerft mit Dock und fertigt hier zwischen 1855 und 1866 zehn hölzerne Schiffe sowie 1867 bereits das fünfte Dampfschiff aus Stahl. Später betreibt Peter Schick eine Reparatur-Werft auf dem Vorwerk. Schon im Jahr 1857 erhält die Hütte ein Anschlussgleis der Eisenbahnstrecke Hamburg-Flensburg. 18 19

Außer dem Holzhandel baut Paap viele Handelsschiffe auf dem Vorwerk, auch für eigene Rechnung und betreibt damit eine Reederei. Johann Paap & Co ist der Vorläufer der Rendsburger Firma Jan Fr. Gehlsen. Galiote Grünhorst und die Galeass Najade von Rendsburg 1833, H. von Minden, Navigator in Kiel (Hist. Museum Rendsburg). Die Schiffe Johann Paaps fahren in der Blütezeit des Gesamtstaates selbstverständlich unter dänischer Flagge. Zusätzlich weht am Hauptmast die Flagge der Reederei Paap. 20 21 Die Paapsche Flotte, Aquarell von H. v. Minden, Kiel 1834 (Hist. Museum Rendsburg). Von links: „Stadt Rendsburg”, „Dorothea”, „Johanna”, „Grünhorst”, „Najade”, „Phönix”.

Reparaturbetrieb auf der Werft von Peter Schick (geb. 16.01.1847) an der Obereider Olga Schick (13.08.1902), Tochter von Peter Schick, wriggt mit dem Arbeitsboot über die Eider zur Prieß-Werft. Olga Schick heiratet Wilhelm Prieß. Auf ihrer Prieß-Werft werden noch bis zum Ende der Fünfzigerjahre des letzten Jahrunderts schwere Fischkutter für Island gebaut. Sie verfügen über gewaltige Eichenspannten, die mit starken Buchenplanken versehen werden. In Leerlaufzeiten fertigen sie Rodelschlitten der Marke „Davos” und auch Eishockey- Schläger. Herr Wilhelm Prieß ist auch öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schiffsla- dung, Schiffstaxator und Wäger. Frau Olga Prieß überlebt ihren Mann um einige Jahrzehnte. Sie wird 105 Jahre alt! Die Prieß-Werft wird von dem Bootsbaumeister Heinrich Bölte 1960 übernommen. 25

Auch größere Schiffe werden am Bollwerk ... ... der AHLMANN-CARLSHÜTTE gelöscht ... Nach dem zweiten Weltkrieg steigt die Produktion sehr schnell. Die Fertigungspalette umfasst außer Badewannen und Sonderguss auch die neu aufgenommene Produk- tion von Ahlmann-Schwenkschauflern, Bau von Herden, Öfen und vielem mehr. Der Bedarf an Roheisen und sonstigen Rohstoffen wird immer größer. Aus Finnland, Schweden, Norwegen, England, Spanien und sogar aus Russland kauft die AHLMANN-CARLSHÜTTE Roheisen, teils über Importeure, teils direkt. Kalksteine werden von Gotland und Verpackungsholz aus Finnland und Schweden importiert. Aus dem Dampfer „Reus” wird eine Ladung Gussschrott am 21. August 1962 gelöscht. M/S „Pickhuben” der Hamburger Reederei HMG mit Roheisen aus Abo/Finnland am 5. September 1960. 32 33

JULIUS AHLMANN UND KÄTE AHLMANN Nach Lehr- und vielen Ausbildungsjahren im In- und Ausland tritt Julius Ahlmann, Sohn des Vorstandsmitglieds Direktor Johannes Ahlmann, 1907 bei der CARLSHÜTTE ein und wird schon 1909 Prokurist. Am 28. Mai 1914 heiratet er in Köln Käte Braun. Als Nachfolger seines Vaters wird Julius Ahlmann am 1. Januar 1919 Vorstandsmitglied und kaufmännischer Direktor. Nach Ausscheiden des technischen Direktors im Januar 1925 ist Julius Ahlmann alleiniger Vorstand der CARLSHÜTTE. Unter Julius Ahlmanns Leitung wird das Werk stetig erweitert, die Produktion ausgebaut und zu einer bisher nicht bekannten Blüte geführt. Erst 50-jährig stirbt er an den Folgen eines plötzlich auftretenden Gehirntumors. Seine Frau Käte Ahlmann, genannt Frau Julius Ahlmann, übernimmt nach dem Tod ihres Mannes die Geschäfte und wandelt die Gesellschaft in ein Familienunternehmen um. Im Oktober 1941 wird der Firmenname in Ahlmann-Carlshütte KG geändert. Käte Ahlmann zählt heute zu den bedeutendsten Unternehmerinnen des 20. Jahrhunderts. 36 Julius Ahlmann Käte Ahlmann, genannt Frau Julius Ahlmann V.l.: Marlene, Severin, Rosely und Hans-Julius Ahlmann. Die Kinder Julius und Käte Ahlmanns. Severin Ahlmann wird 1946 die Firma ACO gründen. Der Sohn Hans-Julius Ahlmanns, ebenfalls mit dem Namen Hans-Julius Ahlmann, wird diese später übernehmen. 37

GRÜNDUNG AHLMANN-TRANSPORT KG Die Entwickung des Werkes AHLMANN – CARLSHÜTTE KG normalisiert sich nach dem Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegswirren schnell, geht stetig voran, und die Produktion steigt. Die Speditionsaufgaben sind vielfältig und gehen über den Rahmen einer eigenen Abteilung hinaus. Von der Inhaberfamilie Ahlmann wird am 15.9.1950 die AHLMANN – TRANSPORT KG Rendsburg gegründet. In Hamburg und Bremen werden Niederlassungen eröffnet. Als selbständiges Unternehmen ist AHLMANN – TRANSPORT KG als Spedition wie auch als Schiffsmakler international tätig. Die Badewannen-Produktion steigt sehr stark und schnell. Der Export entwickelt sich weltweit ebenso rasant und wird überwiegend über den Hafen Hamburg abgewickelt. Insbesondere nach Kanada werden große Mengen verkauft. Für den Vortransport nach Hamburg werden nicht nur LKW eingesetzt, sondern auch M/S „CARLSHÜTTE IV”. Nach Lockerung des Schifffahrtsverbotes, das die Siegermächte angeordnet haben, sind es der unternehmerische Weitblick und der Tatendrang der Inhaberfamilie Ahlmann, deren Vorväter schon im 17. Jahrhundert Schiffseigner und Kapitäne waren, die zu einer neuen Aufbruchsstimmung im Unternehmen und darüber hinaus führen. 44 45 Medaille von 1684 Die Ahlmann-Vorväter waren schon im 17. Jahrhundert Schiffseigner und Kapitäne.

„M/S CARLSHÜTTE IV” Mit einer Ladung von 200 Cabinetwannen Nr. 154 mit Sitzrand. Abfahrt von Rendsburg nach Hamburg am 18.8.50. Überladung in Hamburg in Damp- fer „Prinz Willem V” von Oranje-Linie, Rotterdam Abfahrt von Hamburg am 23.8.50 nach Montreal, Kanada. Dieser LKW ist während des Zweiten Weltkrieges samt seinem Fahrer, Wilhelm Konradt aus Büdelsdorf, zum AKE - Allgemeiner-Kriegs-Einsatz an die Front beordert worden. Diese Einsätze sind höchst gefährlich. Es grenzt an ein Wunder, ist aber mit Sicherheit der Pflichttreue zur Carlshütte zu verdanken, dass er es geschafft hat, den LKW durch die Wirren des Krieges unversehrt zu bewahren und auch dem Zugriff der Besatzungsmacht zu entziehen. „Frau Ahlmann, melde mich mit meinem LKW vom Krieg zurück” sind seine trockenen Worte! Somit gehört dieser LKW zum Grundstock der AHLMANN-TRANSPORT K.G. und befördert Exportgut nach Hamburg. Die handschriftliche Bildunterschrift stammt von dem langjährigen Mitarbeiter Herrn Jens Freede, Expedient der Exportabteilung der CARLSHÜTTE. Diese Exportabwicklung erfolgt wenige Tage vor der Gründung der AHLMANN-TRANSPORT K.G. 46 47

Es ist diese Aufbruchsstimmung, die vereint mit den Leistungen der Mitarbeiter zahlreichen Menschen und Familien eine neue Perspektive und eine neue Existenzgrundlage gibt. Es werden neue Schiffe gebaut und weitere erworben. AHLMANN-TRANSPORT KG wird als Korrespondentreeder für die Schiffe der AHLMANN-CARLSHÜTTE KG und der Reederei TRANSLANTA GMBH tätig. Später wird AHLMANN-TRANSPORT KG ebenfalls Reederei. Die AHLMANN-SKANDINAVIEN-LINIE mit Verkehren von den Häfen Hamburg, Bremen und Lübeck nach Dänemark und Schweden und vice versa wird eingerichtet und die AHLMANN-TRANSCARIBBEAN-LINE für einen regelmä- ßigen Liniendienst von USA und Kanada nach Venezuela mit der Reederei TRANSLANTA GMBH gegründet. Bei der AHLMANN-TRANSCARIBBEAN-LINE handelt es sich um den ersten deutschen Liniendienst nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen ausländischen Häfen! Zusätzlich zu den eigenen Schiffen ergänzen Timecharter-Schiffe die Flotte. Es gehört zur Firmentradition, dass die Namen aller AHLMANN-Schiffe mit dem Buchstaben C wie CARLSHÜTTE beginnen. 48 Aufbruchsstimmung auf der Carlshütte 49

M/S CIMBRIA M/S CAROLA SCHIFFE DER AHLMANN – SKANDINAVIEN – LINIE Für das Fahrtgebiet NORD – OSTSEE werden bereits 1950 auf der Büsumer Schiffswerft W. u. E. Sielaff, Büsum, gleichzeitig zwei Schiffe bestellt. Am 20.3.1951 läuft die M/S CAROLA vom Stapel. Erster Kapitän, der auch die Bauaufsicht führt, ist Reiner Hedden, geboren am 4.2.1913 in Borkum. Am Tag der Ablieferung der M/S CAROLA, dem 16.6.1951, läuft das Schwesterschiff CIMBRIA vom Stapel. Es handelt sich bei den Neubauten um moderne Kümos mit einer Tragfähigkeit von 420 t, einer Großluke und zwei Ladebäumen. Der Antrieb erfolgt über 250 PS starke Deutz-Diesel-Motoren, die den Schiffen eine Geschwindigkeit von 8,5 kn geben. 51

M/S CALLA im Nord-Ostsee-Kanal M/S CARRARA in Schweden Ebenfalls mit Baujahr 1951 kommt die M/S CALLA mit etwa gleichen Abmessungen hinzu. Dieses Schiff hat einen 300 PS MAK-Motor. Es wird unter der Bau-Nr. 13814 von der Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack gebaut. Die M/S CARRARA hat wohl schon eine wechselvolle Geschichte, als sie von Ahlmann angekauft wird. Sie wurde 1941 von E. Menzer in Hamburg-Bergedorf erbaut und 1949 bei der Werft J. G. Hitzler in Lauenburg/Elbe umgebaut. Sie ist unter dem Namen GOLDELSE gefahren. Ob es dem Vorbesitzer auch als GOLDESEL gedient hat, ist nicht bekannt, jedenfalls berichtete der „Küstenfunk“ von gewissen Schmuggelgeschäften. Die „Ahlmänner" lassen 1955 in Travemünde einen neuen Hauptmotor einbauen und 1958 das Schiff auf der Werft Nobiskrug in Rendsburg verlängern. So erhöht sich die Tragfähigkeit von 260 auf 380 t. 56 57

M/S CARLLENE Die M/S CARLLENE wird 1958 bei der Werft W. Holst in Neuenfelde gebaut. Sie ist ebenfalls ein Shelterdecker, der bei einer Vermessung von 298 BRT/173 NRT eine Tragfähigkeit von 630 t hat. Die Werft hat (Termin-)Probleme. Frau Ahlmann legt daraufhin, um das Schiff endlich zu erhalten, einen Termin für Taufe und Stapellauf fest. Erst eine halbe Stunde vor Eintreffen der Gäste wird die Bugsektion an den Rumpf geheftet. Wo das Heck hätte sein sollen, gähnt ein Loch – getauft wird trotzdem! Vorn an der Treppe: Käte Ahlmann Die Szene erinnert an das in Skipper-Kreisen bekannte Bild „Termin ist Termin”. 64 65

Für mehrere Jahrzehnte sind die AHLMANN-Schiffe ein wichtiger Bestandteil der deutschen Linienverkehre nach Skandinavien. Aber nichts ist so stetig wie der Wandel! Insbesondere in der Seeschifffahrt. In der Nord-Ostsee-Fahrt setzt ein Strukturwandel ein. Die Stückgüter verlagern sich auf die neuen Fährlinien und auf die Container- Verkehre. Hierfür sind die Schiffe nicht geeignet. Hinzu kommen Jahre mit erheblichem Frachtenverfall und so entschließt man sich in den 70er Jahren, das Reedereigeschäft aufzugeben. Dafür wird das Schifffahrts-Agentur- und Befrachtungsgeschäft ausgebaut und der Skandinavienliniendienst eine Zeit lang mit Charterschiffen weiterge- führt. AHLMANN-Schiff unter der Rendsburger Hochbrücke 79

So außergewöhnlich wie die Schiffe sind auch die Fahrtgebiete. Die Route führt von Chicago durch die Großen Seen der USA und Kanadas, durch viele Schleusen, jede nur wenig länger als die Schiffe selbst, über den St.-Lorenz-Strom, entlang der nordamerikanischen Küste in die Karibik bis nach Caracas/Venezuela. Im Winter, wenn der Schifffahrtsweg zugefroren ist, werden die Schiffe in der Fruchtfahrt von Spanien nach Hamburg eingesetzt. Es gibt sogar Passagiereinrichtungen für 12 Passagiere. Jede Passagierkabine hat ein separates Bad mit einer CAROLA-Schürzen-Badewanne. Der Salon ist sehr elegant und großzügig eingerichtet. Er enthält neben einer Bibliothek auch eine Bar mit einer Spiegeltanzfläche. Die Wände und die Decke sind gepolstert. Der Teppich besteht aus Kuhfellen von Ahlmann eigenen Kühen. Bei der Gestaltung hat Severin Ahlmann einen wesentlichen Anteil. 86 87

EINIGE NAMEN – ERINNERUNGEN AN DIE ERSTEN JAHRE Stellvertretend für die große Anzahl, der in der Reedereigruppe tätigen Mitarbeiter, ob an Bord der Schiffe vom Moses bis zum Kapitän oder an Land vom Lehrling bis zum Geschäftsführer, erinnern an die ersten Jahre einige Namen gestandener Kapitäne und Mitarbeiter: Kapitän Günther Borchardt ist erster Kapitän der M/S CIANDRA. Kapitän Walter Buch ist Kapitän der AHLMANN – TRANSCARIBBEAN – LINE und deren Chefinspektor. Später wird er Korvettenkapitän und Kapitän zur See der neuen Bundesmarine und nimmt dort eine Spitzenposition ein. Kapitän Grest ist Kapitän der M/S CARRARA. Kapitän Peter Hauser ist Kapitän der M/S CIMBRIA. Kapitän Reiner Hedden ist Kapitän der M/S CAROLA. Kapitän Hess ist Kapitän der M/S COLONIA. Detlef Kurbjuhn, langjähriger Matrose auf der M/S CARLSHÜTTE IV und ähnlich wie sein Kapitän äußerst penibel und zuverlässig, ist der Bestmann an Bord. Eines Tages, das Schiff liegt auf dem Helling zu Klassearbeiten bei der Werft NOBISKRUG, rennt Detlef mit einer Pütz in der Hand eilig über Deck, mehrmals das Wort „WASSER” rufend, steigt eine Leiter herab, läuft zur Eider um die Pütz zu füllen, eilt den gleichen Weg zurück und verschwindet im Ruderhaus. Als dann etliche Minuten später dich- ter Qualm aus dem Ruderhaus quillt und Detlef mit verrußtem Gesicht nach Luft schnappend wieder an Deck erscheint, merken endlich alle, dass „FEUER“ an Bord ausgebrochen ist. Kapitän Kurt Lilleike ist Kapitän der AHLMANN – TRANSCARIBBEAN – LINE. Kapitän Jürgen Mumm ist Kapitän der M/S CORTINA. Ulrich Schütt beginnt seine berufliche Laufbahn als Matrose auf einem Schiff der AHLMANN – TRANS- CARIBBEAN – LINE. Seinen weiteren Berufsweg führt er auf anderen Schiffen fort bis zum Kapitän eines väter- lichen Schiffes. Später wird er Betriebsleiter in der AHLMANN-Stauerei. Paul Schöning Paul Schöning, erster Leiter der AHLMANN – TRANSPORT KG, Hamburg, die 1952 eröffnet wurde, war ein exzellenter Schifffahrtsmann alter Schule. Seine Briefe an Frau Julius Ahlmann, geschrieben in gestochener Handschrift in deutscher Schrift begannen mit: „Sehr verehrte und hochwohlgeborene gnädige Frau ...“ Leider verstirbt er bereits im Mai 1954 an den Folgen eines Verkehrsunfalls. In Erinnerung ist eine Begebenheit: Herr Schöning meldet sich bei der Buchhalterin und Sekretärin Fräulein Marlene Bergmann ab mit den Worten: „Ich gehe zur Alwine, es kann länger dauern, die hat so viele Haken und Ösen ...“ Gemeint war: Ich gehe zur M/S ALWINE, dort gibt es Schwierigkeiten, die klariert werden müssen. 94 95

Frau Juliane Ahlmann (Mutter von Hans-Julius Ahlmann) im Kreise der Offiziere der M/S COLONIA. V.l.: 1. Offizier Kurt Lilleike, 2. Offizier Detlev Meesenburg, Kapitän Walter Buch, 3. Offizier Harten. 96 Direktor Friedrich Sensen 97 Direktor Friedrich Sensen ist neben der Familie Ahlmann der Hauptinitiator der Gründung der Reederei und der Firmen AHLMANN – TRANSPORT KG und der Reederei TRANSLANTA GMBH, Rendsburg mit Niederlassungen in Hamburg und Bremen. Er ist sowohl Geschäftsführer der AHLMANN – CARLSHÜTTE KG als auch der AHLMANN – TRANSPORT KG. Seine fundierten Schifffahrtskenntnisse erwirbt er sich in jungen Jahren in Hamburg bei der angesehenen Schiffsmaklerfirma Suhr & Classen. Schon hier fällt er durch hervorragende Leistungen auf.

KAPITÄN HINRICH FRAHM – EIN KAPITÄN UND SEIN SCHIFF M/S CARLSHÜTTE IV – Unterscheidungssignal D I S G, ab 1949 D H F U – wird 1907 auf der Werft von Manno Coops in Hoogezand/Holland gebaut. Länge 22,53 m B R T 70,45 Motor 50 PS Deutz Diesel OMZ Breite 5,17m N R T 38,96 Tiefgang 1,75 m Tragfähigkeit 104 t Die AHLMANN-CARLSHÜTTE KG, Rendsburg kauft dieses Schiff 1943 von einem Eigner von der Elbe. Die Kaufverhandlungen dauern etwas länger. Man einigt sich endlich auf wenige tausend Reichsmark, einen Waschkessel und einige Fischkonserven. Das Schiff wird überwiegend für den Transport von Badewannen von Rendsburg nach Hamburg und zurück mit Rohstoffen wie Schrott, Roheisen und Borax für die Hütte eingesetzt. Es werden aber auch küstennahe Reisen nach Lübeck und Dänemark sowie nach Bremen und sogar zum AHLMANN-Werk nach Andernach am Rhein gemacht. Kapitän Hinrich Frahm, geboren am 29.10.1905 in Breiholz, wird am 17. Januar 1951 als Kapitän der M/S CARLSHÜTTE IV eingestellt. Er ist ein sehr pflichtbewusster und eifriger Seemann. Er hat es immer eilig, die Tide zu erreichen. Sein ganzer Kummer ist sein zu kleines Schiff und seine nur 50 PS schwache Maschine. Und so kommt es, wie es kommen muss: Einem steifen Nord-West in der Elbmündung ist die Maschine nicht gewachsen. Nach ablaufendem Wasser finden sich Schiff und Kapitän in der Morgendämmerung sehr trocken am Deich wieder. Einem Bauern, der mit seinen zwei Pferden einen Angelkahn vom Deich zieht, fragte Frahm, ob er es mit seinem Schiff nicht auch so machen könne. Dieser verneint: „Nö dat schaff wi nich, ower en Kaffee un en Lütten kanns hebben, un dor steiht dat Telefon!“ Gut gestärkt mit einem oder auch zwei Lütten kommt der Anruf im Kontor. Dialog mit dem Befrachter: „Ich hab ein Problem, können Sie mal kommen?“ „Ja, wohin?“ „An die Oste vor Neuhaus, direkt am Deich beim Kilometerstein...“ „Ich komme, will mir nur noch schnell Gummistiefel holen.“ „Brauchen Sie nicht, Salonpetters genügen!“ Nachdem Schiff samt Ladung geborgen sind und Kapitän Frahm am Kai dem Hüttendirektor begegnet und dieser fragt: „Hast dein Schiff zum Grasen auf die Wiese geschickt?“ antwortete Kapitän Frahm: „Ja, Herr Direktor, hat aber leider nichts gebracht – ist nicht dicker geworden!“ Kapitän Frahm ist auch sehr eigen. So achtet er stets darauf, dass die anderen, weitaus größeren AHLMANN-Schiffe auf ihrer Linienfahrt sein Flaggschiff mit Dippen der Reedereiflagge grüßen. Wehe, wenn nicht, dann ist eine Beschwerde fällig. Der große und der kleine Bruder. 102 103

Zeitgleich mit Fertigstellung des AHLMANN-KAIS wird 1965 das Schiff zum Abwracken verkauft. Es ist für Kapitän Frahm, der sein Schiff immer äußerst sorgfältig pflegt und mit dem er sehr verbunden ist, kein leichter Gang, das Schiff am Kai des Schrotthändlers abzuliefern. Als er am nächsten Morgen noch etwas vom Schiff holen will, schwimmen an gleicher Stelle einige hölzerne Lukendeckel. Was war passiert? Übereifrige Mitarbeiter hatten schon einige Leitungen ausgebaut, und so war die M/S CARLSHÜTTE IV über Nacht im Hafenwasser untergegangen. Es ist für ihn sicher unerträglich mit anzusehen, wie das Schiff mit Hilfe eines Schwimmkranes gehoben und mittels eines Greifers ein Loch in die Bordwand geschlagen wird, damit das Wasser ablaufen kann! Kapitän Frahm erhält eine Landstelle als Betriebsleiter der neu gegründeten AHLMANN-Stauerei. Nach 20 Jahren getreuer Dienste unter der AHLMANN-Flagge wird er am 15. Januar 1971 pensioniert. Kapitän Hinrich Frahm verstirbt kurz nach Vollendung seines 94. Lebensjahres am 22. November 1999 in Büdelsdorf. Seine Urne wird der See übergeben. Der Leitspruch von Kapitän FRAHM, der im Schifferdorf Breiholz geboren wurde, lautet: „Hier ward nich bidreit, ward nich refft, bet wi dat Ziel to foten hebt!“ Kapitän Hinrich Frahm, 90-jährig beim 100. Geburtstag des Nord-Ostsee-Kanals am 20. Juni 1995. 104 105

Der neue AHLMANN-KAI von 1965 Das alte Bollwerk der CARLSHÜTTE von 1899 In den von der AHLMANN-CARLSHÜTTE ausgehenden Ladungsströmen erkennt AHLMANN-TRANSPORT eine Chance das eigene Schifffahrtsgeschäft zu erweitern. Diese umfasst die Befrachtung und Klarierung innen- und ausländischer Tonnage, Um- schlag und Lagerhaltung, Anschlusstransport per LKW und Bahn, Zoll-Import-Abwicklung sowie die Tätigkeit als Korrespondent- Reeder. Für international tätige Importeure und die AHLMANN-CARLSHÜTTE schließt AHLMANN-TRANSPORT Charterkontrakte sowohl mit deutschen als auch mit ausländischen Reedern. Hierbei erweist sich die sehr begrenzte Lade- und Löschkapazität der alten Bollwerksanlage als zunehmendes Problem. Die relativ geringe Löschleistung verlängert die üblichen Löschzeiten, was zu erhöhten Frachtraten führt. Es erfordert Überzeu- gungsarbeit bis einer neuen leistungsstarken Kai-Anlage stattgegeben wird. Die neue Kai-Anlage wird am 15. Juni 1965 fertiggestellt. Sie hat eine Länge von 210 m und einen Tiefgang von 5 m. Es können gleichzeitig drei Schiffe festmachen. Konstruktiv besteht die Kaimauer in der Längsrichtung aus drei Teilen: 1. 2. 3. einer Spundwandkaje mit Schrägpfahlverankerung und Stahlbetonholm einer Stahlbetonplatte auf Pfahlrost einer Spundwandkaje mit Schrägpfahlverankerung und Stahlbetonholm 106 107

STAUEREI- UND UMSCHLAGBETRIEB AHLMANN-TRANSPORT ist Betreiber der neuen Anlage und schließt mit AHLMANN-CARLSHÜTTE einen entsprechenden Vertrag. Es werden Gebühren in Höhe der öffentlichen Häfen erhoben und außerdem Mieten und sonstige Kosten an CARLSHÜTTE gezahlt. AHLMANN-TRANSPORT hat es sich zur Auf- gabe gemacht der CARLSHÜTTE einen exzellenten Service zu guten Konditi- onen zu bieten. Darüberhinaus akquiriert AHLMANN-TRANSPORT vor allen Dingen fremde Umschlaggüter für den AHLMANN-KAI und sorgt somit auch für zusätzliche Deckungsbeiträge der CARLSHÜTTE. Die Rohstoffe, die für CARLSHÜTTE umgeschlagen werden sind: Roheisen, Schrott, Ferrosilizium, Formsand, Borax, Kalksteine, Grob- und Feinbleche und Verpackungsholz. Für fremde Auftraggeber gelingen als erstes die Akquirierung für Umschlag von Splitt (Straßenbaustoff) für Matthiesen, Itzehoe und Schleswiger Asphaltsplitt-Werke, Jagel. 110 Es herrscht immer reger Betrieb an der neuen Kai-Anlage. 111

Auf der Grundlage der umfangreichen Dienstleistungspalette bedingen die Vielfalt der Ladungsströme und Güterarten mit einer großen Anzahl abgewi- ckelter Ladungen/Schiffe eine leistungsstarke Organisation mit einer hohen Fachkompetenz. Obwohl der AHLMANN-KAI im Wettbewerb zu anderen Rends- burger Häfen nur über einen Kran verfügt, werden alle gesteckten Ziele er- reicht. Arbeitszeiten von 5:00 Uhr bis 24:00 Uhr sind keine Seltenheit, eher die Regel. Die Aufträge sind hart umkämpft, die Häfen schenken sich nichts. Für verschiedene Sägewerke unter anderem Nordmark-Fertighäuser, Albersdorf und Holzimporteure werden bis zu 24 m lange Baumstämme aus Dänemark und Schweden transportiert und umgeschlagen. Hierfür ist das spezielle Kümo „Hans Mat- thias“ mit einer Ladefähigkeit von 520 fm, wovon etwa die Hälfte an Deck geladen wird, „am Kontor“. Diversen Gießereien in Schleswig-Holstein bietet AHLMANN-TRANSPORT in gemeinsa- men Schiffstransporten jeweils Teilladungen an, zum Beispiel von importiertem Kalkstein von Gotland, Roheisen aus diversen Ländern oder H-C-Gießereikoks aus Duisburg. Auch ergeben sich hierdurch Fracht- und Preisvor- teile für die beteiligten Firmen. 112 113 Langholz von der Insel Bornholm

Von Nordzucker AG wird der Auftrag der Gesamtabwicklung von Kohle für die Zucker AG in Schleswig erreicht. Die Kohle wird am Zechenhafen im Ruhrgebiet per Binnenschiff übernommen. Tagesverbrauchsmenge über den AHLMANN-KAI auch hierbei bis vor den Ofen in Schleswig geliefert. Diese Kohle wird jährlich während der Zuckerrüben-Kampagne benötigt und wird termingerecht garantiert. Für die Firma Thyssen-Heinrich August Schulte, Hamburg und Firma Klöckner-Stahlhandel, Duisburg wird jeweils ein Beton- stahl-Auslieferungslager am AHLMANN-KAI eingerichtet. Die Lager haben jeweils einen Durchschnittsbestand von ca. 500 t in unterschiedlichem Durchmesser. Für die Firma Zachmann, Kiel wird ein Lager für importierte Granit- pflastersteine aus Portugal am AHLMANN-KAI eingerichtet. 116 117 Bis zu 1000 t Betonstahl lagern am AHLMANN-KAI.

ULRICH HARMS Die AHLMANN-CARLSHÜTTE KG wird nach einem finanziellen Zusammen- bruch im Jahr 1974 von Unternehmer und Reeder Ulrich Harms übernommen. Danach wird die Fertigungspalette ver- ändert. Die Produktion von Badewan- nen, Öfen und Herden aufgegeben, der Kunden- und Strangguss und Maschi- nenbau erweitert. Neben der AHLMANN-CARLSHÜTTE übernimmt Ulrich Harms auch zwei kleine Werften in Uetersen und Glück- stadt. Es ist seine Vorstellung Offshore-Ver- sorger in Rendsburg zu bauen. Hierfür lässt er zum vorhandenen Kai einen Schwerlast-Kai mit einer Länge von 270 m in Verlängerung des bisherigen bauen. In relativ kurzer Zeit entsteht hier das erste von weiteren geplan- ten Schiffen. Gegen den erheblichen Widerstand der gegenüberliegenden Parksiedlung gelingt es nicht, eine Betriebserlaubnis hierfür zu errei- chen. Die Werft in Glückstadt, unter deren Regie die Schiffe gebaut werden sollten, meldet Insolvenz an. Die Tätigkeiten am AHLMANN-KAI laufen eine Zeit lang weiter. Als während der Schneekatastrophe 1978/1979 das Dach des Büros durch Schneelast zusammenbricht, muss das Gebäude geräumt werden. Dieses wird abgerissen. An gleicher Stelle entsteht ein Betonstahl Mattenwerk. AHLMANN- TRANSPORT orientiert sich zum Kreishafen. Bedingt durch die rasante Weiterentwicklung der Schiffe zu größeren Einheiten mit größerem Tiefgang bei gleichzeitiger Tiefgangsbeschränkung der Obereider, Verlagerung der Warenströme und dem abgenommenem Umschlag von Schüttgütern, ergeben sich derzeit so gut wie keine Möglichkeiten einer Wiederbelebung der Kai-Anlage als Umschlagplatz. Aber nichts ist so stetig wie der Wandel. Schauen wir nach neuen Herausforderungen! 118 119

Ulrich Harms baut viele große Hallen für deren Nutzung er bereits Zusagen namenhafter Unternehmen hat. Die infolge der Wiedervereinigung gezahlten Investitionszuschusszahlungen in Ostdeutschland lassen die Unternehmen nach dort abwandern, sodass die Hallen lange leer bleiben. Nach 20 Jahren treten 1994 finanzielle Probleme auf. Die Produktion läuft unter einem Insolvenzverwalter noch viele Jahre weiter. Es werden schwarze Zahlen geschrie- ben. Da sich kein Käufer findet, wird die Firma AHLMANN-CARLSHÜTTE KG Ende der Neunzigerjahre abgewickelt. Heute sind die von Ulrich Harms erbauten Hallen an bekannte Wirtschaftsunternehmen vermietet. Zum Beispiel an die ACO Gruppe, den Windturbinen- Hersteller "Senvion" oder den führenden Hersteller für Heimfitnessgeräte in Europa "Sport-Tiedje". Auch der AHLMANN-KAI wurde zu neuem Leben erweckt. Mit der Firma "Küstendienst" ist wieder ein Unternehmen für Schleppschifffahrt, Bugsier- und Transportarbeiten ansässig. Der AHLMANN-KAI bietet einen hervorragenden Ausgangspunkt für die Arbeit in der Mitte des Nord-Ostsee-Kanals. In Würdigung seiner Person und dem unternehmerischen Einsatz in zwei Jahrzehnten für die CARLSHÜTTE widmet ihm Hans-Julius Ahlmann eine Straße. 120 121

Der Name AHLMANN-KAI wird 1965 von Horst Bandick, Geschäftsleiter Schifffahrt AHLMANN-TRANSPORT KG, Rendsburg, geprägt. Er ließ ihn an die Kaimauer malen und sorgte dafür, dass er als Straßenname im offiziellen Stadtplan gedruckt wird. Ein neuer Begriff für leistungsfä- higen Hafenbetrieb war geboren, die alte Bezeichnung „Bollwerk der AHLMANN-CARLSHÜTTE KG an der Obereider“ hat ausgedient. "Heute bin ich erfreut und verhalten stolz, daß auch die ACO Gruppe diese Adressenbezeichnung übernommen hat und sogar das RONDO und demnächst auch das neue Gesundheitszentrum an die Stätte unseres Wirkens erinnern." (Horst Bandick) Das RONDO – Einkaufszentrum des Unternehmerehepaares Johanna und Hans-Julius Ahlmann. 122 123

Die ACO Gruppe wird 1946 in Rendsburg von Severin Ahlmann gegründet. 1981 tritt Hans-Julius Ahlmann in das Unternehmen ein. Er baut das Unternehmen zum Weltmarktführer von Entwäs- serungssystemen aus. Im Jahr 201o folgt ihm sein Sohn Iver Ahlmann nach. Wenig später wird er zum geschäftsführen- den Gesellschafter der ACO Severin Ahlmann GmbH & Co. KG bestellt. ACO beschäftigt heute 4.800 Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern. Das große Areal der CARLS- HÜTTE mit den alten und neuen Fabrikhallen wird von Hans-Julius Ahlmann ab 1997 zurückerworben. Hier ruft er mit dem befreun- deten Künstler Wolfgang Gramm und anderen die Kunstausstellung NordArt ins Leben. 124 Iver Ahlmann und Hans-Julius Ahlmann Johanna Ahlmann und Hans-Julius Ahlmann sind Gastgeber im Kunstwerk Carlshütte. Die CARLSHÜTTE, in der über viele Jahrzehnte hinweg Eisen geschmolzen wird, ist heute ein Schmelztiegel ganz anderer Art: Das Kunstwerk Carlshütte verbindet Künstler aus aller Welt. Hier, in den riesigen Hallenschiffen des ehemaligen Industrieunterneh- mens, findet in den Sommermonaten eine der größten jährlichen Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Europa statt – die NordArt. 125